PROTECT KIDS Schützt unsere Kinder WHO-Bericht weist auf Misshandlung von 18 Millionen Kindern hin |
Kopenhagen und Çeşme (Provinz Izmir), 17.
September 2013
Über 18 Millionen Kinder im Alter von unter 18 Jahren werden in der Europäischen
Region der WHO misshandelt, wobei Kindesmisshandlung als physischer, sexueller
oder emotionaler Missbrauch bzw. Vernachlässigung und Verelendung definiert ist.
Diese Zahlen entstammen einem neuen Bericht des Regionalbüros zur Prävention von
Kindesmisshandlungen und sollten jeden Politikgestalter wachrütteln, der mit der
Umsetzung des Europäischen Rahmenkonzepts für Gesundheit und Wohlbefinden
„Gesundheit 2020“ befasst ist.
Die Misshandlungen der Kinder enden manchmal tödlich. 852 Kinder im Alter von unter 15 Jahren sterben in der Region jedes Jahr auf diese Weise. Doch diese Todesfälle sind nur die Spitze eines Eisbergs. In dem auf der 63. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa vorgelegten Bericht wird davon ausgegangen, dass Misshandlungen sehr hohe Prävalenzraten erreichen: 29,1% bei emotionalen Misshandlungen, 22,9% bei physischen Misshandlungen und 13,4% bei sexuellem Missbrauch von Mädchen bzw. 5,7% von Jungen.
„Es ist an der Zeit, dass wir Kindesmisshandlung als ein
Thema der öffentlichen Gesundheit anerkennen und nicht ausschließlich als
Gegenstand der Kriminaljustiz oder des Sozialwesens behandeln. Gegen
Kindesmisshandlung kann ein ganzheitlicher gesundheitspolitischer Ansatz
präventiv wirken und diese Chance dürfen wir nicht verpassen. In den kommenden
Monaten werden wir eine Reihe von Maßnahmen vorbereiten, welche die Länder
hierzu ergreifen können, und wir sind gerne bereit, sie hierin zu unterstützen“,
sagte hierzu Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.
Wo liegen die Herausforderungen?
Kindesmisshandlungen wirken sich nicht nur verheerend
auf das Leben der Opfer aus, sie verursachen auch einen gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Schaden in der Größenordnung von 10 Mrd. Euro. Die Belege für
einen Zusammenhang zwischen Misshandlungen und der Ausbildung einer psychischen
Erkrankung sind eindeutig. Kindesmisshandlung kann die Ursache für bis zu ein
Viertel der Krankheitslast durch psychische Störungen wie Depressionen,
Angstzustände, Essstörungen, Verhaltensstörungen, Suizidversuche,
Selbstbeschädigung sowie den Konsum illegaler Drogen sein. Sie wirkt sich auf
den Schulgang aus und führt zu schlechteren Abschlüssen sowie geringeren
Beschäftigungsperspektiven. Es besteht auch ein starker Zusammenhang mit
riskantem Sexualverhalten und die Belege für eine Verknüpfung mit der Ausbildung
von Adipositas und anderen nichtübertragbaren Krankheiten häufen sich.
Gewalttätigkeit wird wie in einem Teufelskreis von einer Generation zur nächsten
weitergegeben.
Wer ist am stärksten gefährdet?
Junge, allein stehende, arme und schlecht ausgebildete
Eltern, die in sozial benachteiligten Umfeldern leben, können eher gefährdet
sein, ihre Kinder zu misshandeln. Die soziale und kulturelle Akzeptanz der
körperlichen Züchtigung von Kindern, Ungleichheit, wirtschaftliche Sorgen und
die Gesetzgebung üben alle einen Einfluss auf die Misshandlung von Kindern aus.
Kindesmisshandlungen sind auch eng verknüpft mit Alkohol- sowie Drogenmissbrauch
in der Familie, Erziehungsstress und häuslicher Gewalt. Arme Kinder sind am
härtesten betroffen: die Raten tödlicher Misshandlungen sind in Ländern mit
niedrigem bis mittlerem Volkseinkommen doppelt so hoch wie andernorts und
innerhalb der Länder sind die Zahlen in Familien mit geringerem Einkommen ein
Mehrfaches derjenigen am oberen Ende der Gesellschaftspyramide.
Was kann dagegen getan werden?
Prävention kostet weniger als die Bewältigung der Folgen einer Misshandlung. Ein Ansatz der öffentlichen Gesundheit und die nachhaltige Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen wie der folgenden sind erforderlich: